Calvin – unser erster Irish Setter

Darf ich euch meine große Liebe Calvin vorstellen. Er wurde am 25. April 2016 in in der Slowakei geboren und starb am 26. August 2020.

Schon bei seiner Geburt hatte er gemischte Karten und musste kämpfen. Er steckte im Geburtskanal fest und war mit Abstand der kleinste und leichteste Welpe seiner drei Geschwister. Nach gewisser Zeit fiel seiner Züchterin eine Unregelmäßigkeit beim Herzen auf, welches sie untersuchen ließ. Unglücklicherweise hatte er einen angeborenen Herzfehler, bei welchem sauerstoffreiches und sauerstoffarmes Blut sich vermischte (bitte fragt mich nicht nach der genauen Bezeichnung). Die Familie stimmte positiv darüber ab, ob dieser vierstellige Betrag für einen Welpen in die Hand genommen werden sollte, daraufhin wurde er in Brno in Tschechien operiert. Alles verlief super, der Patch hielt und auch das durch die Fehlbildung zu große Herz passte sich mit den Monaten an den wachsenden Welpen an.

Im Alter von neun Monaten wurde für die Familie der Züchterin klar, dass Calvin, der als Einziger aus seinem Wurf noch zu Hause und auch ärztlich bestätigt nun komplett gesund war, in eine neue Familie ziehen müsse.

Ich war zu dieser Zeit schon länger auf der Suche nach einem Irish Setter, allerdings bekommt man in Deutschland keinen Welpen oder Junghund von einem Züchter, wenn man ihnen ehrlich erzählt, dass man voll berufstätig ist und der Hund auch alleine zu Hause sein muss. Als ich die Suche nach einem Setter schon aufgegeben hatte und gerade auf dem Weg in ein Tierheim war, um einen Hund anzusehen, rief mich die Züchterin aus der Slowakei an, die ich eine Woche vorher im Internet kontaktiert hatte. Ich erzählte wiedermal meine Geschichte und was ich von meinem Hund erwarten würde, ich bekam ein paar Stunden später eine Antwort, dass ich in die engere Wahl zu ihrem Junghund gekommen sei und sie sich nochmals bei mir melden würde.

Ich gebe zu, dass ich selber skeptisch war, einen Hund aus der Slowakei zu kaufen, aber wie soll man sich nicht bei solchen Bildern in das Tier und seine bisherigen Lebensumstände verlieben.

Ein paar Tage später fuhr ich wirklich nach München, um meinen neuen Setter ungesehen abzuholen. Ich war so unglaublich nervös und wusste auch nicht, wie ich reagieren sollte, falls mir etwas nicht gefällt oder mein Gefühl nicht stimmt. Als ich bei der Türe hinein ging, kam gerade der für mich riesige Setter aus der Wohnungstüre um die Ecke und ich dachte nur „wow, das ist er“.

Zu Hause angekommen wurde mir erst bewusst, was für ein „Kalb“ ich nun zu Hause hatte, als er im Wohnzimmer am Boden lag. Auch war das „nicht-Fress-Verhalten“ von Settern mir völlig neu (ich hatte vorher Erfahrung mit einem Golden-Retriever), sodass ich es nicht verstand, warum er so anklagend vor seinem Napf stand und am Anfang bestimmt zwei Tage gar nichts fraß. Es ging so weit, dass ich sein Welpenfutter im Mixer zermahlte und gemischt mit Hackfleisch und Haferschleim ihm irgendwie zuführte. Seine Art mich zu erziehen war also vom ersten Tag an erfolgreich.

Ich verbrachte mit Calvin ca. dreieinhalb unvergessliche Jahre, als mein Begleiter bei allen Wanderungen und Baustellen, auch meine Gäste liebten ihn. Eine ganz besondere Sucht eignete er sich nach seinem Ball an, den er stundenlang im Garten liegend anstarren konnte. Er bestach wirklich durch seine ruhige Art, seiner Freundlichkeit und auch Verträglichkeit mit allem und jedem.

2018 bestand er im PSV Oberstdorf, in welchem wir immer trainiert haben die Begleithundeprüfung. Dies weniger, weil er alles perfekt machte, sondern weil er nichts falsch machte. Bei einer Übung, welche die meisten Hunde nur viel Übung meistern, muss der Hund ohne Augenkontakt zum Halter für ca. 10 Minuten liegen bleiben. Calvin, der die Ruhe selbst war, legte sich bei dieser sogar hin und schlief. Der Kommentar der Jurorin war „dein Hund ist schon etwas sehr entspannt.“

Im Frühjahr 2020 gingen wir zu unserem Tierarzt, weil er immer wieder hustete. Der Tierarzt behandelte ihn daraufhin gegen Sodbrennen. Es trat keine Besserung auf, bis wir nach dem ersten Lockdown im Mai zu einem anderen Tierarzt gingen. Es wurde sofort ein massives Herzproblem festgestellt und zur Cardiologie nach München überwiesen. Um eine lange leidensgeschichte kurz zu machen, ich bekam die Diagnose DCM (es ist übrigens von zwei Ärzten bestätigt, dass kein Zusammenhang zu seinem Geburtsfehler bestand), er lebe nur noch ein paar Monate und ich kann nichts mehr machen, außer zur Linderung Medizin geben. Er war bis zum Ende hin ein lebensfroher, spielender Hund, dem man seine Krankheit im Verhältnis zur Schwere wenig anmerkte.

Mit diesem letzten Bild verabschiedete sich mein viereinhalb Jahre alter Setter bei mir. Ich war gerade alleine beim Wandern, als ich die Nachricht erhielt, ca. 15 min nach diesem Bild sei er im Garten beim Spielen mit unserem Gasthund tot umgefallen. Gemessen der Umstände kann ich mir keinen besseren Tod für meinen Hund wünschen, ich kam nie in die Situation zu sagen, jetzt ist es soweit, wir gehen zum Tierarzt.

Neben diesem Stein „Calvin’s Rock“ liegt er nun begraben, wir trinken noch heute Bier zusammen mit ihm dort. Er wird bestimmt nie vergessen werden. Run Free Calvin.

Gannie, 02.02.2021
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