Nahezu alle meine Gäste fragen mich, was es mit dem Namen in der Vermietung auf sich hat, sprechen es für mich sehr interessant aus (sogar bi-Doktor-gondamaika) und können so gar nichts damit anfangen.
Unser Haus wird „bi-dr-gondamaika“ genannt, dies kommt aus dem Walserischen und heißt zu deutsch „bei der Tochter von der Gondula“. Gondamaika bzw. Gondula war gleichzeitig auch der Name der vorherigen Hausbesitzerin.
Die älteste gefundene Jahreszahl ist von 1641 in einer alten Stalltüre. Diese könnt ihr übrigens noch immer im Flur sehen. Da alle Walserhäuser damals auf die gleiche Art gebaut wurden, stellt dies den dritten Anbau des Hauses dar und es wird vermutet, dass es Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. In folge der Bauweise sind unsere Böden alles andere als waagrecht, unsere Deckenhöhe selten überhaupt zwei Meter und die Hauswände nach unten hin konisch zulaufend.
Was unser Haus wohl sagen würde, wenn es sprechen könnte. So hat es noch ein „Pestloch“, durch welches Menschen in Quarantäne ihr Essen erhielten, oder auch ein „Seelenloch“, wodurch die Seelen der im Haus gestorbenen Menschen in den Himmel entweichen konnten.
Mehr über die Bauweise eines Walserhauses kann man hier nachlesen.
Wie kam das Haus in unseren Familienbesitz? Mein Vater erzählte mir immer folgende Geschichte: (und ist daher historisch Vorsichtig zu betrachten)
Er ist mit seinen Geschwistern (damals) ein Haus unter diesem aufgewachsen und kam im Sommer immer hier nach oben, um Kirschen aus dem Garten der alten Besitzerin „gondamaika“ zu stehlen und ihr auch beim „misten“ (Mist verteilen) auf ihren Feldern zu helfen. Sie sei eine sehr alte, grießgrämige Frau mit Stock gewesen, deren Kinder sie allein gelassen hatten, um in der Stadt erfolgreich zu werden. Das Haus war dieser Zeit komplett heruntergekommen, es gab keine Zentralheizung, nicht mal ganze Fenster. Jedes Mal, wenn diese alte Frau hilfe benötigte, war die Familie meines Vaters für sie da, was sie dazu bewegte, das Haus vor ihrem Tod an meinen Opa zu verkaufen. Der walser Wortlaut war laut meinem Vater so: „Will iir mir allig gholfa heid, chönned iir miis Heimedle gönschdig ha.“ (Weil ihr mir immer geholfen habt, könnt ihr meine Heimat billig haben.)
Mein Opa hat nach dem Kauf direkt einen Balkon vorne an das Haus gebaut, damit dieses nicht mehr unter Denkmalschutz fallen konnte. Ca. 1964 kam mein Vater in den Besitz des Hauses und hat es seither wieder aufgebaut/renoviert.
Wenn ich vom Aufbau des Hauses durch meinen Vater spreche, meine ich, dass jede Wand, alles Elektrische/Wasser/Heizung/Telefon/neuer Keller etc. von ihm neu aufgebaut wurde. Dieses Bild von 1994 ist das letzte Bild, bevor 1996 neue Fenster und eine neue, isolierte Fasade ein-,/angebaut wurden.
Übrigens: In unserer Ferienwohnung 22 das Schlafzimmer für max. vier Personen ist noch immer original von meinem Opa, vermutlich Ende der 50er Jahre gebaut, vorhanden.
Das ist die Kurzzusammenfassung der Geschichte des Hauses, an was ich mich erinnere, bzw. was mir erzählt wurde. Über euer Feedback und Anmerkungen oder Erweiterungen freue ich mich.